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Zur Geschichte der Zinngrube Ehrenfriedersdorf

Von den Anfängen bis zur Wende

Die Siedlung Ehrenfriedersdorf im Seifenbachtal wurde im Jahre 1339 erstmals urkundlich als Erinfritstorf erwähnt, die Wurzeln der Besiedlung reichen jedoch mit Sicherheit noch weiter zurück. Bereits vor 1300 lässt sich ein intensiver untertägiger Bergbau auf Zinn, aber auch auf Silbererz, nachweisen, nachdem die übertägigen Zinnseifen erschöpft waren. In circa 10km entfernten Wolkenstein war in jener Zeit eine Münzprägewerkstatt in Betrieb, in der wahrscheinlich hauptsächlich Ehrenfriedersdorfer Silber verarbeitet wurde. Mit dem erzgebirgischen Zinn, dessen Handel auf der Kölner Messe im Jahre 1240 belegt ist, konnte das jahrhundertealte englische Zinnmonopol gebrochen werden, was sich sehr positiv und nachhaltig auf die Entwicklung unserer Region auswirkte.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden in Ehrenfriedersdorf jährlich etwa 3000 Zentner Zinn produziert und der Ort stieg zur bedeutendsten Bergstadt des Erzgebirges auf. Zwischen 1536 und 1570 wurde auf dem Niveau der Talsohle der Tiefe Sauberger Stolln mit einer Länge von 2,2 km zur Wasserlösung aufgefahren. Mit diesem Stolln war es möglich, die Entwässerung des Bergwerkes zu verbessern und die Förderung noch weiter und tiefer veranzutreiben - nun bis auf 100m Tiefe.

Um 1540 bauten Kunstmeister und Bergleute die von Georgius Agricola in seinem Lehrwerk "de re metallica libri XII" beschriebene Ehrenfriedersdorfer Radpumpe, deren Funktionsprinzip der Wasserhebung bis ins 19. Jahrhundert im Bergbau weltweit dominierend war. Durch technische Erfindungen und Weiterentwicklungen war es den hiesigen Bergleuten von da an möglich, immer weiter in das Tief der Erde vorzudringen und das kostbare Material nach Übertage zu fördern.

Im Jahre 1568 stieß man auf die Leiche eines durch das vitriolhaltige Wasser fast vollständig erhaltenen Bergmannes, den alte Bergleute als ihren vor 60 Jahren verschütteten Kumpel Oswald Barthel wiedererkannten. Diese Begebenheit, um die sich zahlreiche Legenden und Erzählungen ranken, ging als "Lange Schicht von Ehrenfriedersdorf" in die Geschichte der Region ein.

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Ab ca. 1700 wurde auch zunehmend Schwarzpulver unter Tage zum Sprengen eingesetzt, nachdem zuvor auch Feuer unter Tage genutzt worden war, um das Gestein besser abbauen zu können. Diese Methode des "Feuersetzens" sorgte für einen extremen Holzverbrauch, was sich sehr stark auf die Wälder in der Umgebung auswirkte. Ab 1876 wurde die Gleisförderung eingeführt.

Über die Jahrhunderte erlebte der Ehrenfriedersdorfer Bergbau Höhen und Tiefen. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde Erz hauptsächlich für die Rüstungsindustrie gefördert, denn Zinn und Wolfram galten als "strategische Metalle". Nach Pacht durch die Kriegsmetall AG während des 1. Weltkrieges übernahm im Jahre 1920 die Stadt Ehrefriedersdorf die Ehrenfriedersdorfer Vereinigt-Feld-Fundgrube (EVFF), welche 1922 stillgelegt und demontiert wurde. Im Jahre 1936 wurde der Betrieb durch die Sachsenerz Bergwerks AG wieder aufgenommen mit der Errichtung der damals modernsten Erzaufbereitungsanlage Europas begonnen, welche nach Ende des zweiten Weltkrieges als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht wurde. Doch bereits im Jahre 1948 wurde der Betrieb einer neu entdeckten Teillagerstätte (Nordwest-Feld) durch die spätere SDAG Wismut wieder aufgenommen.

Die zunehmende Entfernung der Arbeitsorte vom Schacht verlangte nach einer Neuerung in Beförderung von Mann und Material, sodass ab 1959 Grubenloks eingesetzt wurden, die zuerst umgebaute Hunte, später spezielle Mannschaftswagen zu Beförderung unter Tage bewegten. Die Arbeitsgeräte wurden zumeist mit Druckluft betrieben und ab dem Jahre 1945 zunehmend beim Bohren mit Wasser ausgespühlt, um Lungenerkrankungen (wie beispielsweise der Silikose), entgegen zu wirken.

Die Förderung auf dem Sauberg endete am 3. Oktober 1990 mit der Förderung des „Letzten Huntes“. Die Einstellung des Bergbaus erfolgte aus Kostengründen, da die Zinnpreise auf dem Weltmarkt seit Jahren stetig im Sinken begriffen waren und somit der Verkauf des Erzes die hohen Kosten der Förderung trotz großer Subventionen nicht mehr decken konnte.

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Umwandlung zum Besucherbergwerk bis heute

Schon vor 1990 begannen Überlegungen zur Umwandlung der Zinngrube in ein Besucherbergwerk. Recht bald nach Ende des Betriebes begannen daher Verwahrungs- und Aufbereitungsarbeiten, wobei sowohl originale Arbeitsorte als auch -maschinen erhalten werden konnten. Als Ort für das Besucherbergwerk wurde die 2. Sohle gewählt, da durch den Tiefen Sauberger Stolln die nötige Entwässerung sicher gestellt war. Die unteren Sohlen wurden nach und nach gesichert, teils verfüllt, Leitungen rückgebaut und Maschinen auf die 2. Sohle oder in das Außengelände des Museums verbracht. In dieser Zeit wurden durch viele ehemalige Beschäftigte und ehrenamtliche Helfer viele einzigartige und sehenswerte Mineralstufen aus den Stolln geborgen und der Mineralogischen Sammlung der Zinngrube zugeführt. Anschließend ließ man alle Bereiche unterhalb der 2. Sohle "absaufen", d.h. kontrolliert mit Wasser volllaufen; und sicherte die Schächte mit Betonplomben.

Im Jahre 1995 wurde der Betrieb als Besucherbergwerk offiziell aufgenommen, wozu 1996 mit der Stadt Ehrenfriedersdorf eine GmbH zu dessen Betrieb gegründet wurde. Weitere Instandsetzungen erfolgten von 1997 bis 1999 auf dem Tiefen Sauberger Stolln, was eine Beförderung der Besucher mit der Grubenbahn "Saubergexpress" ab 1998 ermöglichte. Ein Jahr später erfolgte die Gründung des Zweckverbandes Sächsisches Industriemuseum, dessen Mitglied die Zinngrube Ehrenfriedersdorf wurde.

Auf Grund der besonders reinen Atemluft im Bergwerk wurde von 1997 - 2020 eine Station zur Behandlung von Atemwegserkrankungen betrieben. Besonders Asthmatiker und Allergiker konnten hier auf Linderung oder sogar Heilung hoffen. Messungen haben ergeben, dass die Atemluft im Berg bis zum Einhundertfachen sauberer ist als über Tage.

Im Jahre 2000 wurden Überreste einer Radkammer entdeckt, die vermutlich eine Wasserhaltungsmaschine ähnlich der von Georgius Agricola beschriebenen "Ehrenfriedersdorfer Radpumpe" beinhaltete. Nach aufwendigen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten wurde schließlich ein Nachbau des Wasserrades in der historische Radkammer eingesetzt, die seit 2007 im Rahmen der Führungen besichtigt werden kann und voll funktionsfähig die von Agricola beschriebene Wasserhebetechnik veranschaulicht. Diese Erfindung wird von Historikern nach wie vor als als wichtigster Beitrag des erzgebirgischen Bergbaus zur Technikentwicklung im ausgehenden Mittelalter beschrieben.

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