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ArchaeoTin: Münchner Pollenforscher in Ehdorfer Mooren unterwegs

EU-Projekt ArchaeoTin auf der Suche nach pflanzlichen Belegen für Bergbau

In luftdicht abgeschlossenen und möglichst kalkfreien Torfböden können sich Pollen über Jahrtausende erhalten. Deshalb sind alle Arten von Pflanzenpollen eine wichtige Quelle für die Erforschung und Rekonstruktion von Landschaften unterschiedlicher Epochen. Das gilt auch für den Nachweis von bergbaulichen Aktivitäten - insbesondere in prähistorischen Zeiten. Denn für diese stehen nur wenige andere Belege zur Verfügung. Für das EU Projekt „ArchaeoTin – Archäologie im Welterbe – Zinnbergbaulandschaften“ war am 21. März ein Team des Instituts für Vor- und frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) in den Mooren Rotes Wasser und Hormersdorfer Hochmoor unterwegs.

Erklärtes Ziel war es, in beiden Mooren mit einem russischen Kammerbohrer einen für die Analyse tauglichen Bohrkern zu ziehen. Um verwertbares Material zu erhalten, muss der Torf eine bestimmte Festigkeit haben. Diese Voraussetzung zu finden, erwies sich im Roten Moor als schwierig. Anhand der Bodenstrukturen und der Vegetation wählten die Münchner Palynologen Dr. Michael Peters und Thilo Kappelmeyer im Gelände Punkte für erste Probesondierungen aus. Zunächst waren jedoch die Torfschichten an den geprüften Stellen zu dünn und/oder der Grund war zu wässrig. Entsprechend hatten einige Beteiligte schuhwerkabhängig bald nasse Füße. Schließlich fand sich doch eine geeignete Stelle. Mit einigem Kraftaufwand wurde der Bohrer in den Grund gedreht und ein 50 cm langer Bohrkern mit Torf- und Sedimentschichten entnommen.

Direkt nach der Entnahme und bis zur Analyse im Labor werden die Bohrkerne luftdicht in Frischhaltefolie verpackt und später im Institut zusätzlich eingefroren. Am zweiten Standort, dem idyllischen Hormersdorfer Hochmoor, wiederholten sich die eingespielten Abläufe; dieses Mal führten sie jedoch schneller zum Erfolg. Auch hier wurde aus schwefelig-moorig riechendem Grund ein Bohrkern mit einer rund 40 cm tiefen Torfschicht entnommen und gesichert. Im Labor werden nun aus den einzelnen Schichten der Bohrkerne Proben genommen und die darin enthaltenen Pollen über verschiedene bio- und geochemische Analyseverfahren untersucht, identifiziert und wissenschaftlich ausgewertet. In Kombination mit Radiokarbon-Datierungen (14C) des Materials entsteht so ein Pollendiagramm. Die jeweilige Pollenzusammensetzung zu bestimmten Zeitpunkten und ihre Veränderung ermöglichen die Rekonstruktion von Landschaften in verschiedenen Epochen in den untersuchten Gebieten.

Mit dieser Methode konnten Palynologen aus Brünn bereits im Vorgänger-Projekt Archaeomontan erstmals bronzezeitlichen Zinnseifenabbau im Erzgebirge nachweisen – eine kulturhistorische Sensation. Von den in den Ehrenfriedersdorfer Mooren gezogenen Proben erhoffen sich die Wissenschaftler allerdings anderes: Eine frühere Pollenanalyse im Roten Moor mit einem Pollenspektrum vom Hochmittelalter bis in das 16. Jahrhundert hat bereits extreme Ausschläge gezeigt mit Hinweisen für Offenland, Abholzung und Rodung, die auf eine Verbindung zum Bergbau verweisen.

Pollenforscher Peters erklärt dazu: “Ich finde das sehr interessant und möchte diese Befunde höher aufgelöst, also genauer mit einem weiteren Profil auswerten, um eine Blaupause, ein Referenzprofil zu erhalten für ältere, vorgeschichtliche Proben, die wir im südlichen Erzgebirge untersuchen. Denn hier in Ehrenfriedersdorf weiß ich sicher, dass Bergbau betrieben wurde und habe entsprechende Pollenspektren. Die Analyse unserer Proben lässt dann hoffentlich Rückschlüsse auf Entwicklungen in anderen Gebieten zu.“

Betina Meißner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stadt Ehrenfriedersdorf im EU-Projekt ArchaeoTin