Zinngrube Ehrenfriedersdorf

Die Ehrenfriedersdorfer Radpumpe

Zur Geschichte und historischen Bedeutung

Der Alexander-Tagesschacht ist vermutlich einer der ältesten Schächte in Ehrenfriedersdorf. Das Gangkreuz Alexander Spat und Rothirschner Stehender wurde wahrscheinlich schon bei der Gewinnung der Zinnseifen entdeckt, die um 1240 begann. Bis in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Schacht bis unter das Niveau des 1536 angesetzten Tiefen Sauberger Stollns niedergebracht. Aufgrund großer Wasserzuflüsse war ein weiteres Abteufen für die Bergleute der damaligen Zeit nicht möglich. Erst mit der Auffahrung des Tiefen Sauberger Stollns konnte das Problem der Wasserlösung beherrscht werden.

In den darauf folgenden Jahren wurde eine Radkammer aufgefahren. Die Abteufung des sich in unmittelbarer Umgebung befindlichen Heinzenschachtes wurde vorangetrieben und somit auch die Installation der Radpumpe.

Im Schacht wurden Originalteile einer Pumpe gefunden, deren dentrochronologische Altersbestimmung ein Baumfälljahr von 1563 ergab. Die auch als „Ehrenfriedersdorfer Radpumpe“ bezeichnete Pumpe, erfunden vermutlich um 1540 von hiesigen Kunstmeistern, wurde bereits von Georgius Agricola in seinem Hauptwerk 'De re metallica' 1555 beschrieben und bildlich dargestellt.

Historiker bezeichnen die Erfindung der Radpumpe als den wichtigsten Beitrag des erzgebirgischen Bergbaus zur Technikentwicklung im ausgehenden Mittelalter. Diese Feststellung bezieht sich im Wesentlichen auf die Anordnung der Pumpensätze und die Erfindung des Krummzapfens zur Umwandlung der Drehbewegung des Rades in die Auf- und Abbewegung der Pumpenkolben. Das Prinzip der Pumpe war im Bergbau der ganzen Welt bis in das 19. Jahrhundert hinein dominierend.

Wiederentdeckung und Rekonstruktion

Bei Aufwältigungsarbeiten im Jahre 2000 entdeckten die Mitarbeiter des Besucherbergwerkes die historische Radkammer mit Abmessungen von bis zu 4,5 m im Durchmesser und einer Breite von bis zu 1,2 m. Im Verlaufe des Jahres 2001 erfolgte die weitere Aufwältigung des Heinzenschachtes bis auf 15 m Teufe. Schon bei den ersten Teufarbeiten wurde ein Holzrohr freigelegt. Die Lage des Rohres ist außerhalb der östlichen Auflage der Wasserradwelle. Das Holzrohr stellt das Kolbenrohr des 1. Pumpensatzes dar. Der 1. Pumpensatz konnte komplett geborgen werden, vom 2. Pumpensatz blieb nur das 2,0 m lange Saugrohr erhalten.

In 2006 erfolgte der Beschluss zum Einbau eines nachgebauten Wasserrades durch den Ehrenfriedersdorfer Stadtrat sowie die Bereitstellung der finanziellen Mittel durch die Stadt und den Freistaat Sachsen. Im Jahre 2007 wurde dieses rekonstruierte Wasserrad mit den Originalmaßen in die historische Radkammer eingebaut und bietet Besuchern der Zinngrube bis heute eine voll funktionsfähige Nachbildung der wichtigsten technischen Erfindung aus Ehrenfriedersdorf für Sachsen und die Welt.

Die Tragweite dieser Erfindung ist vermutlich wesentlich größer, als bisher angenommen. Bei der Rekonstruktion der Anlage wurde anhand von vorhandenen Bühnenlöchern die Entdeckung gemacht, dass das Schachtgestänge nicht direkt am Krummzapfen befestigt war, sondern noch ein bewegliches Gestängestück zwischengeschaltet war, ein sogenannter Pleuel. Ohne diese bahnbrechende Erfindung von Kurbel und Pleuel gäbe es heute wahrscheinlich keine Dampfmaschine, keinen Kompressor und keinen Kolbenmotor.

Mit der Anlage verfügt das Besucherbergwerk Ehrenfriedersdorf über eine weitere Attraktion, mit der die Bedeutung des erzgebirgischen Montanwesens als Voraussetzung für die Industrialisierung Sachsens eindrucksvoll unterstrichen wird.